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Wie alltägliches Schlafverhalten mit der Hirnaktivität von Säuglingen zusammenhängt

Text: Salome KurthSarah Schoch

Angemessener Schlaf ist entscheidend für die Entwicklung und fördert die Reifung des Gehirns. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass chronische Schlafprobleme im frühen Leben später mit kognitiven, psychosozialen und körperlichen Gesundheitsproblemen assoziiert sind. Doch bislang war unklar, in welchem Maße sich die alltäglichen Schlafverhaltensweisen (also z.B. Schlafdauer, Bettzeiten) im Babyalter mit der Gehirnaktivität im Schlaf- akut und langfristig – in Verbindung setzen lassen.

In unserer neuen Studie von Sarah Schoch et al. (1) wurden die Schlafverhaltensweisen von 32 gesunden 6-monatigen Säuglingen mittels Bewegungssensoren gemessen und erstmals mit der Gehirnaktivität mittels hochauflösender Elektroenzephalographie (hdEEG, siehe Foto) verglichen, um den Zusammenhang zwischen Schlaf im Gehirn und Schlafverhalten zu untersuchen. 

© Stéphane Schmutz / STEMUTZ.COM
© Stéphane Schmutz / STEMUTZ.COM

Die Studie zeigt vier wichtige Zusammenhänge 

  • Tageschlaf (Häufigkeit und Dauer von Mittagsschläfchen) ist mit Langsamwellen im EEG (SWA, Slow Wave Activity) verbunden.
  • Nächtliche Bewegungen und Erwachen stehen mit Häufigkeit der Schlafspindeln in Verbindung.
  • Die durchschnittliche Bettzeit ist mit der Hirnkonnektivität verknüpft.
  • Die Hirnkonnektivität im Alter von 6 Monaten sagt die nächtliche Schlafdauer im Alter von 12 Monaten vorher.

Diese neuartigen Ergebnisse erweitern unser Verständnis dafür, dass das Schlafverhaltenvon Säuglingen eng mit drei Aspekten der Hirnaktivität verknüpft sind: dem Schlafdruck (bestimmt durch die Langsamwellen), der Reifung des Thalamocortical-Systems (Spindeln) und der Reifung der kortikalen Konnektivität (Kohärenz). 

Der entscheidende nächste Schritt besteht darin, dieses Konzept auf klinische Gruppen auszudehnen, um objektiv Schlafverhaltensweisen von Säuglingen zu charakterisieren, die ein höheres Risiko haben später neurologische oder Verhaltensprobleme zu entwickeln.

Diese Ergebnisse können dazu beitragen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich Schlafverhalten auf die Entwicklung auswirken können. Zum Beispiel kann das Wissen darüber, wie viel Schlaf eine Kind normalerweise benötigt, helfen, eine geeignete Schlafenszeit zu wählen und einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu entwickeln.


Wieviel Schlaf ist denn angemessen? 

Ein 18-köpfiges Expertengremium hat dazu Richtwerte zusammengestellt, die wissenschaftlich fundiert und aktuell sind (2). Demnach ist die angemessene Schlafdauer für gesunde Kinder mit normalem Schlafverhalten:

  • 14 – 17 Stunden für Neugeborene
  • 12 – 15 Stunden für Säuglinge
  • 11 – 14 Stunden für Kleinkinder 
  • 10 – 13 Stunden für Vorschulkinder
  • 9 – 11 Stunden für Kinder im Schulalter

Quellen

(1) Schoch et al, 2023, Journal of Sleep Research, https://doi.org/10.1111/jsr.13936
(2) Hirshkowitz et al, 2015, Sleep Health http://dx.doi.org/10.1016/j.sleh.2014.12.010

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