Text: Deborah Fast
In unserer Studie untersuchten wir den Schlaf und die exekutiven Funktionen von Vorschulkindern während der COVID-19 Quarantäne im April 2020 sowie im November 2020. Wir wollten der Frage auf den Grund gehen, ob sich ein verschlechterter Schlaf der Kinder auf die Ergebnisse der exekutiven Funktionen 6 Monate später auswirkt. Wir stellten die Hypothese auf, dass ein akut erhöhtes, nächtliches Aufwachen und eine längere Schlafdauer mit reduzierten, exekutiven Funktionen zusammenhängen.
Die COVID-19-Pandemie hatte einen signifikanten Einfluss auf die psychische Gesundheit gehabt und in vielen Ländern zu erhöhten Raten von Depressionen und Angstzuständen geführt. Quarantänestrategien haben die psychische Gesundheit weiter negativ beeinflusst, wobei bei bis zu 50% der Bevölkerung niedrige bis moderate psychische Störungen festgestellt wurden. Besonders betroffen war die jüngere Bevölkerung, einschließlich Jugendlicher und schulpflichtiger Kinder, mit einer erhöhten Prävalenz von depressiven Symptomen und der Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung.
Auch Veränderungen im Schlafverhalten von Erwachsenen und Kindern konnten festgestellt werden. Diese akute Verschlechterung des Schlafes erhöhte das Risiko für psychische Probleme während der Quarantäneperiode. Alarmierend war die Feststellung der Verschlechterungen des Schlafes bei Vorschulkindern, da Schlaf eine bedeutende Rolle bei der Hirnreifung spielt. Die Erholungsprozesse während des Schlafes sind besonders wichtig für die Entwicklung kritischer exekutiver Funktionen, welche Gedanken und Handlungen regulieren. Obwohl nur begrenzte Studien die Beziehung zwischen Schlaf und exekutiven Funktionen während der Vorschuljahre untersucht haben, hat die COVID-19 Pandemie eine einzigartige Gelegenheit geboten, um die Entwicklungsfolgen von veränderten Schlafbedingungen in einem kontrollierten, experimentell-beobachtenden Studiendesign untersuchen zu können.
Daten von 412 Vorschulkindern wurden gesammelt und eine Studienpopulation von 45 Kindern im Alter von 36-72 Monaten wurde analysiert. Der Schlaf sowie die exekutiven Funktionen der Kinder wurden mit einem Fragebogen gemessen.
Die Studie ergab, dass die Schlafqualität der Kinder während der Quarantänezeit signifikant schlechter war als vor der Quarantäne. Darüber hinaus gab es bei der Nachbefragung im November 2020 einen signifikanten Rückgang der globalen exekutiven Funktion und der hemmenden Selbstkontrolle. Allerdings konnte kein Rückgang der Flexibilität und der Metakognition festgestellt werden. Die Studie ergab auch, dass individuelle Veränderungen im Schlafverhalten während der Quarantäne-Phase die exekutiven Funktionen vorhersagen konnten, insbesondere Veränderungen in den nächtlichen Aufwachphasen sagten später einen niedrigeren Index der inhibitorischen Selbstkontrolle vorher. Die Studie fand keine signifikante Beziehung zwischen dem Schlafverhalten von Vorschulkindern vor der Quarantäne-Phase und den exekutiven Funktionen 6 Monate später. Die Berücksichtigung weiterer Faktoren zeigte, dass ein höheres Stressniveau der Bezugspersonen eine reduzierte Flexibilität vorhersagte. Die Veränderungen im Schlafverhalten der Kinder blieben jedoch ein signifikanter Vorhersagefaktor für exekutive Funktionen, auch nach der Kontrolle weiterer Faktoren.
Unsere Ergebnisse bestätigen, dass das Schlafverhalten von Vorschulkindern ein zentrales Ziel für den Schutz kognitiver Entwicklungsprozesse unter schwierigen Bedingungen ist. Insgesamt unterstützt unsere Studie die Annahme, dass eine gute Schlafqualität als Schutzfaktor für die kognitive Reifung während der kindlichen Entwicklung dient.
Quelle:
Sleep as a protective factor of children’s executive functions: A study during COVID-19 confinement, Matthieu Beaugrand, Christophe Muehlematter, Andjela Markovic,Valérie Camos, Salome Kurth
Danke an Charlein Gracia für Bildmaterial via unsplash