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Die Macht der Natur: Wie sich die Jahreszeiten auf unseren Schlaf auswirken

Text: Salome Kurth, Co-Leitung in Kursen mit Gabriela von Arx

Schlaf ist ein Energie-Depot, das wir jede Nacht wieder auffüllen. Er fördert unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit.  Saisonale Veränderungen beeinflussen den Schlaf durch Faktoren wie Tageslänge, Licht, oder körperliche Aktivitäten. Unser physisches und mentales Wohlbefinden hängt davon ab, wie gut wir mit diesen Veränderungen harmonieren.

Ein Blick auf die Wirkung von Licht

Schlafmuster sind im Winter tendenziell länger als im Sommer, was auf die kürzere Tageslänge und einen höheren Melatoninspiegel im Winter zurückzuführen sein könnte. Der Melatonin-Rhythmus ist im Sommer durch die langen Licht- und kurze Dunkelphasen streng synchronisiert, wohingegen im Winter abweichende Melatonin Muster auftreten können, was darauf hindeutet, dass die Wintersaison für die zirkadiane Rhythmizität herausfordernder ist (1). Die morgendliche Lichtexposition ist dabei ausschlaggebend. Forschung der Universität Basel zeigt, dass künstliches Licht zur Simulation der Morgendämmerung das subjektive Wohlbefinden, die Stimmung und die kognitive Leistung verbessern kann (2).

Unterschiedliche Bettzeiten

Eine Studie mit über 200 Teilnehmern aus den USA hat gezeigt, dass insbesondere Schlafdauer und morgendliche Weckzeit sich verändern, sodass im Frühling früher aufgestanden wird und der Schlaf kürzer ist als im Winter (3).  Es gibt Hinweise, dass in den Wintermonaten, nebst der  Schlafdauer, auch die Schlafqualität so verändert ist, dass wir weniger tief schlafen (4,5). 

Veränderungen der Temperatur

Mit zunehmenden Aussentemperaturen erfolgen Bettzeiten und Aufwachzeiten etwas später (3). Die Temperatur kann aber auch drinnen unseren Schlaf beeinflussen: eine kühlere Umgebung fördert besseren Schlaf, während eine zu warme Umgebung zu Unruhe und schlechtem Schlaf führen kann (6).

Schlafveränderungen durch Luftfeuchtigkeit

Je nach geografischer Lage kann im Sommer die Luftfeuchtigkeit höher sein und im Winter niedriger, was eine unruhige Nachtruhe zur Folge haben kann. Eine zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit kann zu Atemproblemen und schlechterem Schlaf führen (7).

Veränderungen durch Aktivitäten

Unser Schlaf wird auch von Freizeitaktivitäten und Hobbys beeinflusst. Menschen sind im Sommer oft aktiver – mehr Bewegung verändert den Schlaf, was unter anderem mit der Stressregulation zusammenhängt (8).  Die Sonne ist die stärkste Lichtquelle und Tageslicht über Hautkontakt ist wichtig für die Vitamin-D-Synthese und die Knochengesundheit. Den Vitamin-D-Spiegel also auch bei weniger Sonnenlicht aufrecht zu erhalten, ist eine biologische Notwendigkeit für ein nachhaltiges und gesundes Leben (9).

Rhythmus des Wohlbefindens

Die Winterdepression (auch bekannt als “Saisonale Affektive Störung”) kann bei einigen Menschen zu einer Veränderung des Schlafs führen, insbesondere zu einer Tendenz zu Schlafstörungen und einer Verlängerung der Schlafdauer. Bei einigen Menschen verschwinden die Symptome und die übermäßige Schläfrigkeit (“Hypersomnolenz”) in der Remissionsphase im Frühling und Sommer. Insgesamt scheint die Hypersomnolenz bei der Saisonalen Affektiven Störung ein selbst berichtetes Phänomen zu sein und weitere Forschung ist nötig (10).

Biologie im Einklang mit Dynamiken

Das Verständnis dieser Dynamiken ist wichtig, um auf seinen eigenen Körper zu hören und sicherzustellen, angemessenen Schlaf zu bekommen, um erholt und ausgeruht zu sein.
Jeder Mensch kann anders reagieren und obwohl es allgemein gültige Regeln für den Schlaf gibt, befinden wir uns stets in einer Dynamik von Saisonalität und Tag-Nacht-Rhythmus – aber zudem auch in weiteren Dynamiken, wie der biologischen Lebensspanne, mehr oder weniger sozialen Interaktionen, oder die der saisonalen Ernährung.  Die Vielfalt des Schlafs ist also eine Reise durch die Veränderungen, die jeder Mensch erfährt. Je besser wir diese Einflüsse verstehen, desto gezielter können wir Anpassungen umsetzen, um unsere Biologie damit in Einklang zu bringen. 

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Referenzen
(1) Danilenko et al, 2019, Physiology and Behavior
(2) Gabel et al, 2013, Chronobiol Int
(3) Mattingly et al, 2021, NPJ digital medicine
(4) Kärki et al, 2022, Sleep Medicine
(5) Kohsaka et al, 1992, Experientia
(6) Lan et al, 2017, Energy and Buildings
(7) Li et al, 2022, Environ Sci Pollut Res Int
(8) De Nys et al, 2022, Psychoendocrinology
(9) Wirz-Justice et al, 2021, Biochem Pharmacology
(10) Wescott et al, 2020, Curr Opin Psychol
Bild: unsplash, Chris Lawton

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