Neues aus unserem Lab Wissenschaftsjournalismus

Minserie: Teil #9

Kann elterliches Verhalten oder die häusliche Umgebung das sich entwickelnde Gehirn im Schlaf prägen?

Ja – und zwar früher, als die meisten denken.

Unsere Studie zeigt: Schon im Säuglingsalter spiegeln EEG-Muster soziale Umwelteinflüsse wider. Mit hochauflösendem Schlaf-EEG und datengetriebenen Clusteranalysen konnten wir drei zentrale Erkenntnisse gewinnen:

Co-Sleeping spiegelt funktionelle Hirnvernetzung
Säuglinge, die im selben Raum wie Eltern oder Geschwister schlafen, zeigen höhere EEG-Kohärenz über frontalen Regionen – Areale, die eng verbunden sind mit Selbstregulation, sozialer Wahrnehmung und emotionaler Entwicklung.

Mütterliche Sorgen zeigen Spuren im Gehirn
Höhere maternale Besorgnis – etwa Ängste rund um den Babyschlaf – geht mit reduzierter Kohärenz im hinteren Kortex des Babys einher. Das könnte auf eine frühe Sensibilität neuronaler Netzwerke hindeuten.

EEG-Kohärenz als früher Biomarker
Die funktionelle Vernetzung im Schlaf zeigt, wie dynamisch und gleichzeitig verletzlich das sich organisierende Gehirn ist.

Damit wird deutlich: Das schlafende Gehirn der Kleinsten ist ein Spiegel seiner sozialen Umwelt.

Warum das klinisch wichtig ist? 
Diese Erkenntnisse eröffnen neue Wege für Prävention – etwa durch

  • feinfühlige Elternberatung
  • achtsames und bindungsorientiertes Schlaf-Setting
  • systemische Ansätze in der Pädiatrie und frühen Förderung

Die Studie zeigt eine Schlaf-Hirn-Umwelt-Achse auf – eine Grundlagenforschung mit Potenzial für alltagsnahe Interventionen.

Zur Publikation: Markovic et al., 2023, Scientific Reports

Weiterer Blogbeitrag

Das Studienteam: Andjela MarkovicSarah SchochReto Huber, Malcolm Kohler, Salome Kurth

Danke an Mirko Bischofberger für die Produktion.

Die Forschung wurde unterstützt durch: University of Zurich (Clinical Research Priority Program “Sleep and Health”, Forschungskredit FK-18-047, Faculty of Medicine), Swiss National Science Foundation SNSF (PCEFP1-181279, P0ZHP1-178697), Foundation for Research in Science and the Humanities (STWF-17-008), Olga Mayenfisch Stiftung

Universität Freiburg, University Hospital Zürich, University of Bern, Radboud University Medical Centre, Kinderspital Zürich, University of Zurich

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