Medienmitteilung Neues aus unserem Lab Wissenschaftsjournalismus

Minserie: Teil #8

Können feste Essenszeiten den Babyschlaf verbessern?

Ja – wahrscheinlich schon.
Denn Essen und Schlaf sind enger miteinander verbunden, als viele denken.

In unserer Längsschnittstudie mit über 160 Säuglingen haben wir untersucht, wie sich der Rhythmus der Mahlzeiten mit dem Schlafverhalten entwickelt – im Verlauf des ersten Lebensjahres. Die Ergebnisse sind bemerkenswert:

Babys, die insgesamt regelmässiger essen, schlafen nachts ruhiger. Sie wachen seltener auf, haben gleichmässigere Bettzeiten – und entwickeln also insgesamt stabilere Schlaf-Wach-Rhythmen.

Das Spannende:
Dieser Effekt trat unabhängig vom Erziehungsverhalten auf – es ging also nicht einfach darum, wie «strukturiert» Eltern ihren Alltag gestalten.

Auch das Darmmikrobiom, das wir über Stuhlproben analysiert haben, erklärte den Zusammenhang allein nicht. Säuglinge, die regelmässiger essen, haben also ausgereiftere Schlafmuster – unabhängig vom Reifegrad ihrer Darmmikrobiota.

Besonders deutlich zeigte sich der Effekt zwischen 6 und 12 Monaten – genau in der Phase, in der sich die Rhythmen eines Babys festigen.

So haben wir gemessen:

  • Schlaf über 11 Tage mit Bewegungssensor am Fuss (Aktigraphie) plus 24-Stunden-Tagebuch 
  • Alle Mahlzeiten im 15-Minuten-Raster erfasst, daraus ein «Eating Regularity Index» für die Regelmässigkeit der Essenszeiten berechnet
  • Darmmikrobiom aus Stuhlproben bestimmt, um Reifung und Zusammensetzung der Bakterienlandschaft abzuschätzen
  • Statistische Modelle, die u. a. Alter, Geschlecht, Stillen, Anzahl Mahlzeiten, Tag-/Nachtverteilung der Mahlzeiten und elterliche Struktur berücksichtigen

Fazit:
Ein stabiler Essrhythmus ist ein einfacher, alltagsnaher Hebel für Babyschlaf  – ein wertvoller Ansatzpunkt für Prävention, Elternberatung und Gesundheitsförderung.
Massnahmen, die auf Essrhythmus von Säuglingen abzielen, stellen möglicherweise eine einfache, sofort einsetzbare Möglichkeit dar, um Schlaf zu beeinflussen.

Zur Studie (Open Access): Muehlematter et al., 2023, PLOS ONE 
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Das Studienteam:
Christophe Muehlematter, Dennis S. Nielsen, Josue L. Castro-Mejía, Steven A. Brown, Björn Rasch, Kenneth P. Wright Jr., Jean-Claude Walser, Sarah F. Schoch, Salome Kurth

Videoproduktion: Mirko Bischofberger

Dank für die Unterstützung:

  • Swiss National Science Foundation 
  • Universität Zürich: Medizinische Fakultät, Forschungskredit, Clinical Research Priority Program Sleep and Health
  • Stiftung für wissenschaftliche Forschung 
  • Olga Mayenfisch Stiftung
  • Office of Naval Research 
  • National Institutes of Health 

Dank den involvierten Forschungslaboren:

  • Universität Fribourg
  • Universität Zürich 
  • UniversitätsSpital Zürich 
  • ETH Zürich 
  • Universität Kopenhagen
  • University of Colorado Boulder 
  • Radboud University Medical Center / Donders Institute