Unsere jüngste Studie unter der Leitung von Christophe Mühlematter und Salome Kurth beleuchtet den Zusammenhang zwischen Schlaf- und Essgewohnheiten von Säuglingen. Diese Längsschnittstudie, die in PLOS One veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich die Ess- und Schlafgewohnheiten von Babys möglicherweise gegenseitig beeinflussen. (1)
In dieser Untersuchung wurden 162 gesunde Säuglinge im Alter von 3, 6 und 12 Monaten gemessen. Mit Hilfe von Bewegungssensoren am Fussgelenk, Schlaftagebüchern und der Analyse der Stuhlmikrobiota wurden Essgewohnheiten, Schlafmuster und die Zusammensetzung der Bakterien im Verdauungstrakt untersucht.
Was hat diese Studie gezeigt?
- Der nächtliche Schlaf von Säuglingen ist bei gleichbleibenden Essgewohnheiten weniger fragmentiert: Die Studie zeigte, dass Säuglinge, die über den Tag verteilt regelmässig essen, nicht nur einen gleichmässigeren Schlaf-Wach-Rhythmus haben, sondern auch einen weniger unterbrochenen Nachtschlaf. Dies zeigt, dass regelmässige Essgewohnheiten möglicherweise dazu führen können, dass Säuglinge nachts durchschlafen.
- Altersabhängige Dynamiken: Mit zunehmendem Alter der Säuglinge entwickelt sich die Beziehung zwischen regelmässigem Essen und Schlaf: Im Alter von 6 Monaten wurde dieser Zusammenhang festgestellt, aber noch nicht im Alter von 3 Monaten.
- Elterlicher Einfluss: Überraschenderweise blieb der Zusammenhang zwischen regelmässigem Essen und Schlafverhalten auch dann bestehen, wenn man berücksichtigt, wie die Eltern den Tagesablauf ihrer Kinder gestalten. Das Timing der Mahlzeiten scheint also einen starken Einfluss auf den ununterbrochenen nächtlichen Schlaf von Säuglingen zu haben.
- Darm-Mikrobiota: Einfache Marker für die Diversität der Darmmikrobiota vermittelten diese Beziehung nicht. Die Studie fand jedoch Hinweise darauf, dass Säuglinge mit unregelmäßiger Nahrungsaufnahme eine andere Darmmikrobiota haben als solche mit regelmäßigen Mahlzeiten.
Was bedeutet das?
Diese Entdeckungen zeigen, dass das Festhalten an konsequenten Essenszeiten den Säugling dabei unterstützen könnte, einen Rhythmus zu finden.
Welche Rolle spielt die Muttermilch? Trägt sie zu einer besseren Mikrobiota bei und verbessert sie den Schlaf des Säuglings besser als Muttermilch?
In unserer Untersuchung konzentrierten wir uns auf Säuglinge, die zu Beginn der Studie hauptsächlich mit Muttermilch gefüttert wurden.(1) Frühere Forschungen haben mögliche Zusammenhänge angedeutet, wie etwa, dass das Stillen die Zusammensetzung der Darmmikrobiota beeinflusst und sich möglicherweise auf das nächtliche Aufwachen auswirkt. (2,3) Das genaue Zusammenspiel dieser Faktoren ist jedoch noch Gegenstand laufender Untersuchungen und entscheidend für ein umfassenderes Verständnis des kindlichen Wohlbefindens.
Wann entwickeln Säuglinge reife Schlafrhythmen?
Der Weg zu reifen Schlafmustern ist ein komplexes Zusammenspiel von zirkadianen, „Uhr-abhängigen“ und homöostatischen, „schlaf- und wachabhängigen“ Schlafregulatoren. Dieser Prozess, der anhand des Zwei-Prozess-Modells der Schlafregulation gut untersucht wurde, entfaltet sich vor allem im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit.(4) Die Entwicklung des zirkadianen Systems beginnt wahrscheinlich bereits in der pränatalen Phase. In der Mitte der Trächtigkeit ist der zentrale zirkadiane Schrittmacher im suprachiasmatischen Kern des Gehirns bei Primaten bereits vorhanden.(5) Die postnatale allmähliche Reifung des zirkadianen Systems unterstützt dann die Etablierung der Schlaf-Wach-Muster und der Hormonsekretion, die typischerweise im Alter von etwa zwei Monaten beginnt. Sehr auffällig ist, dass Säuglinge polyphasische Schlafmuster aufweisen, die durch mehrere Schlafphasen während des Tages gekennzeichnet sind.(6) Der Übergang zu einer einzigen nächtlichen monophasischen Schlafperiode beginnt bei der Geburt und setzt sich in den ersten Lebensjahren fort, wobei er in der Regel im Alter von fünf Jahren stabil ist.(7)
Unsere jüngste Studie erfasst diese faszinierenden Schlafübergänge, indem sie Säuglinge im Alter von 3, 6 und 12 Monaten untersucht und dabei sowohl zirkadiane als auch homöostatische Schlafregulatoren untersucht.(1) Das Verständnis dieser Prozesse ist von entscheidender Bedeutung, um Eltern und Betreuer dabei zu unterstützen, nützliche Routinen für ihre Kleinen zu entwickeln, die den Schlafreifungsprozess fördern.
Was können Erwachsene mitnehmen, um ihren Schlaf zu verbessern?
Die wichtigste Botschaft für Erwachsene, die mit anhaltenden Schlafproblemen konfrontiert sind, ist, dass wir auch als Erwachsene die Möglichkeit haben, unsere Schlafqualität und -quantität zu verbessern, indem wir unsere Biologie auf den 24-Stunden-Tag mit verschiedenen Zeitvorgaben abstimmen. Bewährte Faktoren wie die Einhaltung regelmäßiger Hell-Dunkel-Zyklen haben sich in dieser Hinsicht als wirksam erwiesen. Darüber hinaus spielt auch die zeitliche Abstimmung der Mahlzeiten auf unseren biologischen Rhythmus eine entscheidende Rolle für einen besseren Schlaf bei Erwachsenen. Jüngste Forschungsergebnisse unterstreichen zudem, dass die Schlafqualität in ihrer Auswirkung auf die allgemeine Lebensqualität deutlich wichtiger ist als die Schlafdauer – demnach scheint regelmässiger Schlaf wichtiger zu sein als lange Schlafzeiten. (8)
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Referenzen
(1) Mühlematter, C. et al. Not simply a matter of parents – Infants‘ sleep-wake patterns are associated with their regularity of eating. PLoS ONE 18, e0291441 (2023).
(2) Bergstrom, A. et al. Establishment of Intestinal Microbiota during Early Life: a Longitudinal, Explorative Study of a Large Cohort of Danish Infants. Applied and Environmental Microbiology 80, 2889-2900 (2014).
(3) Galbally, M., Lewis, A. J., McEgan, K., Scalzo, K. & Islam, F. A. Breastfeeding and infant sleep patterns: an A ustralian population study. J Paediatrics Child Health 49, (2013).
(4) Borbély, A. A. A two process model of sleep regulation. Hum Neurobiol 1, 195-204 (1982).
(5) Rivkees, S. A. & Hao, H. Entwicklung der zirkadianen Rhythmik. Seminare in Perinatologie 24, 232-242 (2000).
(6) Galland, B. C., Taylor, B. J., Elder, D. E. & Herbison, P. Normal sleep patterns in infants and children: Eine systematische Überprüfung von Beobachtungsstudien. Sleep Medicine Reviews 16, 213-222 (2012).
(7) Iglowstein, I., Jenni, O. G., Molinari, L. & Largo, R. H. Sleep Duration From Infancy to Adolescence: Referenzwerte und generationelle Trends. Pädiatrie 111, 302-307 (2003).
(8) Kudrnáčová, M. & Kudrnáč, A. Better sleep, better life? testing the role of sleep on quality of life. PLoS ONE 18, e0282085 (2023).